Drei Tage nach der Rückkehr auf die Erde
Bei Princess Zuhause
Princess

Es kam ihr vor wie ein Traum, als Princess die Augen aufschlug und die Decke ihres Himmelbettes erblickte. Das saubere Weiße war so irreal, dass sie die Augen sofort wieder schloss. Auch der Geruch war so fremd. Es roch nach Möbelpolitur und Waschmittel und der typische Lavendelduft, den sie immer in ihrem Zimmer versprühte hing in der Luft.
Das Bett fühlte sich warm und so weich an und Princess wusste, dass nur wenige Meter weiter eine warme Badewanne auf sie wartete und das in einem sauberen, modernen Badezimmer.
Noch vor ein paar Monaten war es für Princess das Normalste der Welt gewesen und noch vor ein paar Wochen hatte sich das Mädchen nichts sehnlicher gewünscht, als all das wieder zu haben. Und jetzt wo sie es wieder hatte, wurde sie beinahe davon erdrückt.
Schon komisch, dass einen die Zeit in der Wildnis oder an Orten, deren Fortschritt einfach noch weit zurück lag, so sehr verändern konnte.
Seit Princess von Noah zurückgekehrt war, fühlte sie sich beinahe unwohl in ihrem Zuhause. Allerdings glaubte sie auch, dass sie sich wohler fühlen würde, wenn sie nicht so alleine wäre. Wenn man ständig, Tag und Nacht mit so vielen anderen Menschen beisammen war, konnte die Einsamkeit schnell gruselig werden, fand das Mädchen und stand auf.
Mit nackten Füßen tapste sie zu ihrem Kleiderschrank und wählte eines der schönen Kleider aus, die sie an Wochenendetagen immer trug. Und heute hatte sich God angemeldet. Ihr Verlobter?
Wie seltsam das mittlerweile klang. Immerhin war so viel passiert und Princess war sich ihrer Gefühle einfach nicht mehr sicher. Ihre Entscheidung stand ohnehin noch aus, allerdings glaubte sie auch zu wissen, dass ihre Eltern nicht gerade fröhlich zustimmen würden, würde sie die Verlobung lösen wollen.
Dabei war sie doch so durcheinander, dass Princess selber es mittlerweile für das Beste hielt, wenn sie und God nicht weiterhin verlobt bleiben würden. Denn auf Noah hatte God Seiten offenbart, die ihr nicht gefielen. Menschen in Ausnahmesituationen zeigten ihr wahres Gesicht und das hatte ihr wirklich nicht zugesagt. Aber in gewohnter Umgebung benahm er sich doch recht nett.
Nur waren noch andere Dinge geschehen, die Princess nicht rückgängig machen konnte und vor allem nicht vergessen konnte. Seit sie Boss begegnet war, hatte sich ihre kleine Welt verändert. Ihr hatte es imponiert, dass er nicht wie God zu einem egoistischen Kerl mutiert war. Und wann immer er bei ihr war, fühlte sich Princess lebendiger als sonst.
Vielleicht war sie deswegen so einsam, überlegte sie, während sie ins Bad verschwand. Kam daher das beklemmende Gefühl? War es in Wahrheit Sehnsucht nach einem anderen Mann, der nicht ihr Verlobter war?
Princess wusste, dass ihre Eltern sicher nicht sonderlich einverstanden mit einem Jungen wie Boss wären, wohin gegen God die perfekte Partie für sie war. Für die alte Princess, die verwöhnt und naive war. Die neue Princess war sich aber mittlerweile nicht mehr sicher, ob es für sie so gut war, zu God zu gehören.
Gedankenverloren zog sie sich ihr weißes Sommerkleid an und betrachtete sich im Spiegel, als es gerade klingelte.
Das musste God sein. Deswegen straffte Princess die Schultern und ging die Treppen hinunter, um ihm entgegen zu kommen.

Sie hörte bereits, wie die Haustür geöffnet wurde. Vermutlich nicht zwingend von ihren Eltern, sondern vom Hauspersonal.
Leise seufzte Princess. Eigentlich hätte sie selber die Tür öffnen können. Es war doch immerhin nur eine Kleinigkeit. Wozu brauchte man Angestellte, die das für einen erledigten? Doch direkt, nach dem dieser Gedanke in ihren Kopf geschossen kam, wurde Princess bewusst, dass sie noch vor einiger Zeit gar nicht so gedacht hatte.
Vermutlich hätte sie noch vor ein paar Monaten in Garten gesessen und darauf gewartet, dass man ihren perfekten Verlobten zu ihr brachte, damit sie gemeinsam Limonade trinken konnte.

Allerdings war jetzt alles anders. Princess fand es beinahe lächerlich, dass sie die einfachsten Dinge nicht selber tat, obwohl sie doch auf Noah noch ganz andere Sachen bewerkstelligt hätte. Wer hätte auch gedacht, dass sie Wäschewaschen, Kochen und Kinder hüten könnte? Sie hatte es immer für richtig gehalten, dass sie wohlhabender war und das eben auch mehr als deutlich zeigte. Es war normal, dass andere für sie Dinge erledigten und dass sie sich dabei wohlfühlte. Aber je länger sie wieder in ihrem Elternhaus verweilte, desto unerträglicher kam ihr der Zirkus vor.

Und dann war da natürlich auch noch God. Obwohl er im Grunde nicht anders war als sonst, war er Princess fremd geworden. Oder war sie diejenige, die sich verändert hatte und damit das Gleichgewicht ins Wanken gebracht hatte?
Es hatte Princess nicht gefallen, wie God sich auf Noah verhalten hatte. Sie mochte nicht, dass er so egoistisch war und grob. Ja oft hatte sie sich in seine Gegenwart sogar unwohl gefühlt. Außerdem wusste sie, dass er auch noch einen leichten Groll gegen sie hegte. Immerhin hatte sie sich offen gegen ihren Verlobten gestellt, als es darauf angekommen war. Sie war nicht mit ihm, Snake und Nerd verschwunden und hatte die anderen im Stich gelassen.

Das schien Princess wie der Anfang vom Ende. Seit dem Moment ging alles weiter bergab. Die Kluft zwischen ihr und God wurde mit jedem Tag größer. Vermutlich wäre dieser kleine, aber deutliche emotionale Bruch auch ohne Prinzessin Asuka und Boss vorgefallen. Aber die beiden waren nun einmal eben auch da gewesen und spielten nicht unwesentliche Rollen in Princess? kleinem Verlobungsdrama.
Während God der Prinzessin Avancen gemacht hatte, hatte Princess nahezu jede freie Minute mit Boss verbracht, der ganz anders war als God.
Ungerne würde Princess ihren Verlobten als schlechten Menschen bezeichnen, denn dafür kannte sie den Jungen zu gut. Sie wusste, dass God auf seine Art und Weise versuchte alles richtig zu machen. Er handelte oft indem Glauben, damit das Beste zu tun und er war für die Gruppe da gewesen, wenn es darauf ankam. Aber trotzdem fiel es Princess schwer in mit den gleichen Gefühle zu betrachten wie vor ihrer Reise.

Boss hingegen hatte sie positiv überrascht. Wirkte er zuerst rüpelhaft und ungestüm, hatte Princess schon ziemlich bald erkannt, dass Boss ein ziemlich gutes Herz hatte, das anscheinend sogar ein wenig für si schlug. Jedenfalls hatten die anderen so etwas beteuert. Princess selber glaubte nicht ganz daran, dass es dem Jungen wirklich Ernst war ?und es spielte auch keine große Rolle, wo sie doch bereits verlobt war- aber dennoch fühlte sie sich zu Boss hingezogen. Sie wollte gar nicht wissen, was God sagen würde, würde er von dem Kuss erfahren. Lieber sollte das ihr Geheimnis bleiben!

Princess war so in ihre Gedanken versunken gewesen, dass sie erst die Terrasse erreichte, als God bereits dort war. Auf dem Tisch unter einem riesigen Sonnenschirm stand gekühlte Limonade und fast war Princess als würden sie versuchte mit Gewalt wieder Normalität in ihr Leben zu bekommen.
Sie lächelte ein wenig unbeholfen und kam auf ihren Verlobten zu. ?Hallo God?, begrüßte sie ihn und setzte sich schließlich zu ihm an den Tisch.
?Seltsam? nicht wahr??, fragte sie, nach dem sie eine Weile geschwiegen hatten. ?Ich habe eigentlich fast nicht mehr damit gerechnet, dass wir unseren Garten wieder sehen. Und Limonade haben wir auch schon so lange nicht mehr getrunken?, seufzte sie und goss sich schließlich ihr Glas voll. ?Möchtest du??, bot sie God an.
Natürlich fragte sich Princess, was der Grund für das Kommen war. Wollte God sie einfach nur sehen? Wollte er wissen, ob es ihr gut ging? Oder war er bei ihr, weil es einen Grund zum Streiten gab? Wollte er die Verlobung sogar lösen?
?Wie geht es dir? Bist du? hast du dich schon wieder an alles gewöhnt??, wollte Princess wissen. Denn trotz allem war es schön jemanden zum Reden zu haben, der wusste, wovon sie sprach. Der auch lange Zeit ohne Badewanne, Strom und Schokolade ausgekommen war.

Princes? Hände lagen in ihrem Schoss und waren in einander verschlugen, während sie versuchte zu lächeln und so zu tun, als wäre alles gut. Doch es war nicht wirklich gut. Es war verkrampft und seltsam. Eine Anspannung herrschte zwischen ihnen, die es vor ihrem Abenteuer auf Noah nicht gegeben hatte.
Und Princess konnte sich noch nicht erklären, woher diese Veränderung rührte. Etwa, weil sie sich beide verändert hatten? Oder weil sie sich in Ausnahmesituationen erlebt hatten. Bekanntlich erkannte man genau in solchen Situationen doch, wie die Menschen wirklich waren. Und Princess war sich einfach nicht mehr sicher, ob ihr Verlobter ihr unter diesen Umständen noch gefiel. Oder ob ihr jemand anders nicht sogar viel besser gefiel.
Es war eigentlich schon fast peinlich, dass sie sich anschwiegen. Vermutlich war jeder darauf bedacht, nicht etwas zu sagen oder zu tun, was den anderen aufregen konnte. Denn darin waren sie auf Noah wirklich gut gewesen. Princess konnte die ganzen Auseinandersetzungen mit God schon gar nicht mehr zählen.
?Mir geht es auch gut?, seufzte Princess und sah sich kurz im Garten um. Noch immer kam es ihr unwirklich vor, dass sie wieder zurück war und nicht hinter jeder Ecke Gefahren lauerten. Ihr Blick schoss zu God zurück. ?Alles.. was??, fragte sie und musterte ihn argwöhnisch. ?Falls du vergessen sagen wolltest. Das werde ich nicht! Und das weißt du genau?, empörte sich Princess. ?Wir könnte man alles, was uns zu gestoßen ist vergessen??
Sie funkelte God böse an. Natürlich war sie erleichtert, dass sie wieder zu Hause war und es war schön, endlich wieder ein richtiges, weiches Bett und eine Badewanne zu haben. Aber all die Dinge die sie erlebt hatte und all die Menschen, denen sie begegnet waren konnte Princess doch nicht einfach vergessen! ?Du kannst mir nicht erzählen, dass du wirklich alles und jeden vergessen wirst!?